Moon Groove 3
Hallo, ihr Lieben!
Mein Buch „Moon Groove 3“ mit neuen Kurzgeschichten erscheint im Februar 2025 bei CulturTainment mit der ISBN 978-3-98836-006-9.
Damit ihr einen Einblick bekommt, kommt jetzt ein kleiner Auszug. Ich wünsche euch viel Spass beim Lesen!
Angela C Popp
Schnee, Schnee, noch mehr Schnee! ©by Angela C Popp – Auszug aus Moon Groove 3
Nach sechs Wochen waren die Straßen immer noch schneebedeckt. Es schneite täglich und an den Seiten der Straßen türmten sich Schneeberge. Die Kinder liebten es und hatten sich auf den Spitzen einen eigenen kleinen Weg gebaut. Am Ende jedes Straßenblocks rutschten sie herunter, rannten über die Fahrbahn und stürmten auf den nächsten Berg. Die Erwachsenen schmunzelten und freuten sich für die Kinder, auch, wenn es für sie selbst beschwerlich war. Hier eine tägliche Ordnung aufrecht zu erhalten, war eine ungewohnte Herausforderung. Das Knirschen des Schnees machte jeden Schritt durch die graue Stadt zu einem besonderen Erlebnis. Es schien, als ob jedes Geräusch seine eigene Geschichte erzählte.
Melanie warf immer wieder einen Blick in die Schaufenster. Dann blieb sie abrupt stehen und sah an sich herunter - sie mochte es gar nicht glauben, dass sie tatsächlich Moon-Boots und eine Funktionsjacke trug. Nun denn, bei Minus 22 Grad hatte sogar sie auf Absätze und Lederschühchen verzichtet. Hoffentlich sieht mich niemand, das zerstört mein Image wirklich, denkt sie. Meine Wangen sind rot von der Kälte und mein Make-up lässt mehr als zu wünschen übrig. Es gibt ja tatsächlich kaum noch etwas zu kaufen. Wenn es so weiter geht, dann bald gar nichts mehr - und das in diesem von der Welt abgeschnittenem Kaff!
Sie wusste nicht, wie recht sie mit diesem Gedanken haben sollte. Doch der Besuch im dritten Supermarkt zeigte es ihr deutlich. Die Nahrungsmittel gingen wirklich zur Neige, was die fast leeren Regal bestätigten. Meine Güte, das darf doch nicht wahr sein. Wenn der Schnee nicht aufhört, dann versorgen sie uns demnächst wohl aus Luft oder was? Das ist doch alles kein Essen. Ich nehme jetzt einfach die letzten Spaghetti. Frisches Obst und Gemüse hab ich seit Wochen nicht mehr gesehen.
Ihr Blick fiel in das komplett leere Weinregal. Melanie seufzte laut. Sie griff nach der letzten Dose pürierte Tomaten. Gleichzeitig tauchte eine weitere Hand neben der Dose auf. Der dazugehörige Mann, der nun an ihrer Seite stand, lächelte. „Verzeihung, bitte nehmen Sie.“ „Nein, nein.“ Melanie wehrte ihn ab.
Er lächelte unbeirrt weiter und setzt die Unterhaltung mit ihr fort: „Das kennen wir nicht. Keine Auswahl, nur Reste und auch die sind mittlerweile mehr als spärlich.“ Melanie hält dem Unbekannten die Tomatendose hin und geht auf ihn ein: „Allerdings! Ich kann es irgendwie nicht glauben und rechne jeden Moment damit, dass der Schnee weg ist, die Züge und Lastwagen wieder fahren, damit dieser Albtraum abgehakt werden kann.“ Er setzte ein leicht nachdenkliches Gesicht auf: „Ja, ich weiß was Sie meinen. Unser Selbstverständnis im Überfluss zu leben, wird einem in dieser Situation täglich bewusster.“ Melanie nickt zustimmend. „Hätte ich nur auf meine Freundin gehört, die mir ständig riet, einen Vorrat anzulegen. Doch mein einziger Vorrat war Quark und Rotwein. Tja, das hat sich nun auch erledigt,.“ „Gnädige Frau, dann darf ich Sie heute Abend zu einem Gläschen zu mir bitten? Meine Vorräte sind schier unerschöpflich.“ „Zu Ihnen? Das ist ja sehr freundlich, dass Sie mit mir teilen wollten, doch kann ich wirklich nicht zu einem Wildfremden irgendwo in die Wohnung gehen!“
Melanie klang leicht entrüstet. Der Unbekannte lachte auf: „ Oh, dann ist die Wirkung dieser Schneebekleidung erheblich stärker als ich dachte. Ich wohne in ihrem Haus und bin der Nachbar. Vor einem halben Jahr habe ich die Wohnung gemietet.“ Melanie runzelte die Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf. „Nee, nee. Da habe ich noch nie jemanden gesehen. Auch, wenn ich viel unterwegs bin. Oder doch, kurz an den Briefkästen?“ Er lachte erneut auf: „ Ja, ich erinnere mich gut. Verzeihen Sie bitte mein ungebührliches Benehmen. Dann stell ich mich noch einmal vor. Mein Name ist Ben, ihr neuer Nachbar. Tatsächlich bin ich vor einigen Wochen nach meiner Tour hier angekommen und wurde sofort vom Schnee überrascht. Da habe ich das Apartment die erste Woche gar nicht verlassen, sondern mich genussvoll dem Müßiggang hingegeben.“
Er lachte wohlig. „Auf Dauer ist das jetzt ziemlich langweilig und ich sehne mich nach menschlicher Gesellschaft.“ Nun musste auch Melanie lachen. „Ohhh, und wie! Mein Name ist Melanie. Ich muss gestehen, dass es mir auch so geht. Inzwischen stelle ich mich schon vor meine Spiegel und rede mit mir!“ „Dann darf ich das als Zusage für heute Abend betrachten?“ „Sehr gern, Ben!“ „Nun, dann können wir doch mit unserer Bekanntschaft starten und den Weg nach Hause gemeinsam zurück legen?“
Ben sah Melanie mit verschmitztem Lächeln und bettelnden Hundeaugen an. Sie lachten beiden laut auf. „Gut, dann koch ich uns auch gleich diese einsamen Spaghetti!“ „Mit meiner Dose Tomaten, die ich jetzt von Ihnen annehme.“ Wieder mußten beide lachen und gingen gemeinsam zur Kasse. Ben ließ Melanie nicht aus den Augen und lächelte deutlich erfreut. „Bitte, schauen Sie bloß nicht so genau hin. Selbst mein Make-up ist mittlerweile ausgegangen.“
Melanie fuhr sich über die Wange und errötete leicht. Ben schüttelte weiter lächelnd den Kopf. „Darauf bin ich dann sehr gespannt, wenn wir wieder der Zivilisation angeschlossen sind. Bis dahin genieße ich den mir sich bietenden Anblick, wenn ich darf.“ Galant verbeugte er sich und warf ihr einen sehr verliebten Blick zu. Melanie trat auf ihn zu. Sie stand nun unmittelbar und ganz dicht vor Ben. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und flüsterte ihm leise ins Ohr: „Winterlieben halten länger.“